Tanja Fischer, WAZ vom 29.08.2022
Die Mittelstraße gehörte am Samstag den Fußgängern, denn der 15. Nach(t)schlag feierte nach mehrjähriger Corona-Pause sein Comeback. Eine Vielzahl an Besuchern, eine gute Stimmung trotz vermehrter Lücken im Standangebot, prägten an diesem Samstagabend das Bild entlang der Hauptverkehrsstraße in Haßlinghausen.
„Es ist ein spürbarer Aufbruch nach Corona“, findet Kerstin Lohmann. Die Freude, dass es wieder losgehe, sei bei allen deutlich zu sehen. „Ich weiß genau, wenn ich hierhin komme, treffe ich Leute, die ich kenne“, erzählt sie weiter. Und so war es auch – auf dem Nach(t)schlag war keiner alleine unterwegs. So wie Siegrid und Friedhelm Rauch, die gemeinsam mit Wolfram Schöffer die Feierlichkeiten besuchten. „Wir dürfen mal wieder raus, das nutzen wir dann natürlich auch aus“, erzählt Wolfram Schöffer ironisch und spielt dabei auf die Zwangspause unter Corona an. „Mal schauen, wer noch so lebt“, witzelt er weiter.
Trotz der guten Stimmung fällt aber auch auf, dass sich seit dem letzten Nach(t)schlag etwas verändert hat. „Es ist schade, dass sich viele der Geschäfte nicht mehr beteiligen“, findet Siegrid Rauch. Neben den obligatorischen Essens- und Trinkstände gab es nur wenig alternative Angebote. Zu den Akteuren zählten etwa der Heimat- und Geschichtsverein, Tier und Wir EN sowie Kreatives und Außergewöhnliches aus Wolle. Aber nicht nur für den Nach(t)schlag wünschen sich die Haßlinghausener ein breiteres Programm. „Ein neues Café wäre toll“, findet Siegrid Rauch. „Oder alleine, dass die Sparkasse oder die Volksbank aufbleiben“, ergänzt ihr Mann Friedhelm Rauch.
Der Wunsch nach mehr Aufenthaltsqualität in ihrem Stadtteil ist groß. „So ein bisschen was von einem Stadtteil-Kiez wäre toll“, beschreibt Evelyn, die nur ihren Vornamen nennen möchte. „Es fehlen Orte, die auch jüngeres Publikum zum Verweilen einladen“, findet die Haßlinghauserin. Ein fußläufig gut erreichbares Restaurant oder Café wünscht sich auch Birgit Schniedermeier. „Die Ausgewogenheit fehlt“, ergänzt Ronald Mayer, der seine Rechtsanwaltskanzlei an der Mittelstraße hat. An diesem Abend schminkte er Kindern bunte Motive auf das Gesicht. „Es ist schade, dass so viele Läden wie der Drogeriemarkt zugemacht haben“, erklärt er weiter. Daher sei der Nach(t)schlag eine gute Chance zu zeigen, was die Stadt zu bieten habe.
„Man kann sehen, was hier passiert oder sich geändert hat – und wann kann man schon einfach so eine Bundesstraße belaufen.“ Auf dieser feierten die Menschen ausgelassen. Für gute Stimmung sorgten zahlreiche Musik-Angebote: Vor der Allianz-Geschäftsstelle spielte eine Big Band, die Flüchtlingshilfe bot einen bunten Mix an Live-Musik oder vor dem Young-Fashion-Store versorgte ein DJ seine Zuhörer mit Schlagermusik....